Impuls Mogo 2019:

Fofttein!

Wahrscheinlich konntet ihr eben den meisten Zitaten zustimmen. Wir wissen wir es alle: Pausen sind wichtig. In der Ruhe liegt die Kraft. Pausen sind die Löcher im Käse des Lebens! Und doch fällt es uns schwer, darauf zu achten. So schwer, dass manche Zeitgenossen aus der Bahn geworfen werfen, im Burnout landen und sich dort fragen, was überhaupt passiert ist. Und warum sie die Warnsignale des Körpers oder der Seele nicht wahrgenommen oder nicht ernst genug genommen haben.

Wie hat sich Gott das eigentlich mit uns Menschen und mit Fofftein gedacht? Macht Gott auch mal Pause oder zieht der Allmächtige durch? So nach dem Motto: twentyfourseven. Immer in Bereitschaft. Immer verfügbar. Für jeden. Immer. Schließlich gibt’s hier auf dem Planeten eine Menge zu tun. Viele Gebete zu erhören, sich um die Schöpfung zu kümmern, alles im Lot zu behalten.

Wenn einer wirklich wichtig ist, dann ist es doch Gott, der Schöpfer und Erhalter des ganzen Universums! Doch schauen wir einmal auf die ersten Seiten der Bibel, dann kommen wir ganz gut ins Staunen! Dort wir beschrieben, wie Gott eine wunderbare Erde ins Leben ruft. Wer in der Lage ist, soviel Schönes zu schaffen, der ist doch zu beneiden. Sich diese Vielfalt auszudenken, Jungtiere mit Spieltrieb auszustatten, Sexualität zu erfinden und überhaupt auf so viele Ideen zu kommen, das finde ich gewaltig! Nach 6 Tagen, so lesen wir in 1. Mose 2, war Gott so richtig fertig mit der Welt! „Und so vollendete Gott am siebenten Tag seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tag von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.“ Gott macht Fofftein! Aber richtig. Nicht nur 15 Minuten, sondern einen ganzen Tag! Geht’s noch? Der allmächtige Gott, Schöpfer Himmels und der Erden, braucht ‘ne Pause! Hat er das wirklich nötig oder ist das so eine Art Werbegag? Ich glaube nicht!

Mit der Pause, die Gott hier macht, schiebt er sich nicht in den Vordergrund, sondern zieht sich zurück. Er ruht. Er macht nichts. Wahrscheinlich. Hier ist zumindest nicht die Rede von Spazieren gehen, lesen, fernsehen oder „mal was machen, was ich schon immer mal machen wollte“. Er ruht! Wahrscheinlich macht er gar nichts. Das ist ganz schwer zu machen! Vielleicht kennt ihr das auch von euch. Da will man es sich auf einer Liege im Garten gemütlich machen und kaum liegt man, fällt einem schon was ein, was man vergessen hat. Jetzt ein kleiner Drink. Oder das Handy in der Küche liegen gelassen. Oder das Buch nicht mitgenommen. Das Kopfkino läuft. Es gehört nicht unbedingt zu unseren Gewohnheiten, mal 10 Minuten nichts zu machen. Oder nur das, was uns ungeplant begegnet. Wolken beobachten. Oder Wellen. Sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Sich treiben zu lassen. Den Vögeln zuzuhören. Die Frühlingsluft zu riechen. Einem Schmetterling bei seinem scheinbar unkoordiniertem Flug zuzusehen. Dabei ist gerade im Frühjahr die Welt voller Überraschungen, die zum Verweilen, zum Fofftein einladen. Die jungen Enten schlüpfen gerade und sehen zu drollig aus, wenn sie über einen Ast purzeln. Wir sehen Blüten über Blüten, die Gott scheinbar milliardenfach verschwendet und uns damit überflutet. Als will er sagen: „He, bleib mal stehen. Ich will dir was sagen! Was zeigen! Mach mal Pause und sieh dir das an. Dafür habe ich dir 5 Sinne gegeben und mindestens einer wird immer angesprochen.“

Im Laufe der 15-jährigen MOGO-Geschichte bin ich ein alter Opa geworden. Vier Enkelkinder haben sich ganz unauffällig dazu gesellt und sie sind vorzügliche Lehrmeister, was das Leben betrifft. Es muss gar nicht viel gemacht werden, um Freude zu bereiten. Da reicht bei den ganz Kleinen schon ein neues Geräusch, eine Grimasse, eine Bewegung – und man ist entzückt. Ältere Kinder leben so selbstverständlich in der Gegenwart und können sich darin verlieren. Alle Probleme sind weg. Es wird gespielt. Der Moment zählt. Der Augenblick. Das fällt mir als Erwachsener schwer. Ich grüble über die Vergangenheit, was war und hätte anders, besser, sinnvoller sein können. Und denke an die Zukunft, die zu bewältigen ist. Dieses Verhalten beobachte ich auch bei anderen Leuten. Da gehen Oma und Opa mit ihrem Enkel im Harburger Stadtpark spazieren und der Junge, etwa 6 Jahre alt, legt mit seinem Mountainbike ein spektakuläres Bremsmanöver kurz vor meiner Pausenbank hin. Ganz begeistert erzählt er seinem Opa, was er da gerade gemacht hat. Dass sein Opa das alles ja unmittelbar mitbekommen hat, interessiert ihn gar nicht. Und sein Opa sagt geistesabwesend: „Ja, ja, nun fahr mal weiter!“ Und der Enkel fuhr weiter! Schade, dachte ich im ersten Moment. Du hast dir einen wunderschönen Moment mit deinem Enkel verdorben. Aber dann tat mir der Opa Leid. Weil er offensichtlich in seiner eigenen Gedankenwelt gefangen war. Gegrübelt hat. Nicht frei war. Vielleicht fehlte ihm etwas ganz Wichtiges in seinem Leben: FOFFTEIN!

Schöpferische Pausen schaffen Freiräume im Leben. In Bezug auf mich selbst. Und im Umgang miteinander. Sie setzen mich frei für Begegnungen unterschiedlichster Art. Anselm Grün, der bekannte Benediktinerpater, beschreibt in seinem Buch "Staunen - Die Wunder im Alltag entdecken“, dass Muße eine Voraussetzung ist, um diese Wunder im Alltag überhaupt mal wahrzunehmen. Auch Jesus Christus hat uns das vorgelebt. Wie oft ging er früh morgens, vor Anbruch des Tages, in die Einsamkeit. Auf einen Berg oder zu einem abgelegenen Ort, um zu beten und um allein zu sein. Schon der Weg dorthin hat entschleunigenden Charakter. Ich mache mich auf. Ich lasse zurück. Ich verlasse mein gewohntes Umfeld. Dann muss ich auch nicht mehr mein Handy, meinen Drink, mein Buch oder sonst was holen, was in meinem Kopfkino abgeht. Denn ich bin schon unterwegs. Zu Gott. Und zu mir. Denn mein persönliches Fofftein ist ohne mich selbst nicht möglich. Detlev Block, ein evangelischer Pfarrer im Ruhestand, formulierte das einmal einem seinem Gedicht „Adieu“ so:

 

Jetzt muss ich nach Hause.

Ich habe eine Verabredung.

Mit mir.

Hoffentlich bin ich da, wenn ich komme.

Ich habe mich lange nicht mehr gesprochen.

 

Fofftein hat viel mit meiner Beziehung zu Gott und zu mir selbst zu tun. Gott lädt dich heute ein, bei ihm ein Päuschen einzulegen. Dich ihm anzuvertrauen. Ihm die Dinge zu sagen, die dir auf dem Herzen liegen. Man kann das gut an einem Ort machen, wo man die Wolken beobachten kann. Ohne Zeitdruck. Probier’s einmal. Gott lädt dich aber auch ein, dir selbst ein guter Gesellschafter zu sein. Wer nicht gerne mit sich selbst zusammen ist, wird auch nicht gerne Pause machen. Nicht gerne zur Besinnung kommen. Das könnte anstrengender sein, als einfach im Hamsterrad weiterzulaufen, bis man umfällt und nichts mehr merkt. Aber dann ist wirklich schon was aus dem Ruder gelaufen und es ist höchste Eisenbahn, Fofftein zu machen. Wir laden auch hier in der Gemeinde zu einer schöpferischen Pause bei Gott ein. Der versteht auch, wenn man mit sich selbst über Kreuz liegt. Nimm die Gelegenheit am besten heute noch wahr und sprich uns an. Zeit für ein gutes Gespräch und ein hilfreiches Gebet werden wir bestimmt finden!


Psalm Mogo 2019:

Psalm eines Motorradfahrer-Sympathisanten

 

Vater im Himmel, ich danke dir für den wunderschönen Frühling, der sich gerade um uns herum ausbreitet. Die unzähligen Blüten und Blätter, die jungen Tiere, das Sonnenlicht und die angenehmen Temperaturen. Alles das hast du gemacht und dafür lobe ich dich als wunderbaren Schöpfer! Neben all dem Schönen in der Natur merke ich auch, dass es auf unseren Straßen bunter wird.

Zweiräder mit und ohne Motor sind unterwegs. Quads und Trikes werden aus Garagen und Scheunen geholt und mischen sich in den Verkehr. Ich selbst fahre Auto und doch faszinieren mich diese Fahrzeuge. Diese besonderen Formen, die Geschwindigkeit, die Motorengeräusche. Zugleich fühle ich mich aber auch verunsichert. Da taucht eine Maschine auf der Landstraße wie aus dem Nichts auf und zieht an mir vorbei. Dabei war ich schon drauf und dran, selbst ein langsames Auto zu überholen. Achtsamkeit und Umsicht ist jetzt umso mehr gefragt!

Vater, ich bitte dich um die nötige Konzentration. Bewahre du mich davor, leichtsinnig und unaufmerksam zu sein. Motorradfahrern wird oft bescheinigt, dass sie zu schnell fahren, sich bei Überholmanövern überschätzen oder zu wenig Abstand halten. Das mag alles sein, aber ich will mir lieber an die eigene Nase fassen. Wenn ich abends nach einem langen Tag zu einer Spritztour in die Berge oder zu meinen Eltern nach Marburg fahre, kann es mir genauso passieren, dass ich mich überschätze.

Erinnere mich bitte daran, dass ich Verantwortung trage. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie oder Freunde im Auto. Und für andere Verkehrsteilnehmer. Bewahre mich davor, dass ich mich ärgere, überreagiere oder sogar durch mein Verhalten andere gefährde. Und lehre mich, immer wieder Pausen zu machen. Damit ich neue Kraft schöpfen und weiterfahren kann.

Vater im Himmel, dir vertraue ich mein Leben an und danke dir, dass ich mit deiner Hilfe rechnen kann.

Amen!


© Frank Reineck, April 2019


Fotos Mogo 2019: